Nach dem großen Zuspruch aus dem Vorjahr entschied die Tiroler Adler Runde neben geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, das Forum auch heuer wieder einer breiten Öffentlichkeit via Livestream zugänglich zu machen. So konnten die spannenden Diskussionen und Vorträge erneut virtuell von zuhause bzw. unterwegs verfolgt werden. In seiner Eröffnung freute sich Alois Schranz, Vizepräsident der Tiroler Adler Runde, über das bereits 5. Tiroler Adler Forum: „Das Thema des heurigen Forums könnte aktueller kaum sein. Vor dem Hintergrund der Gesundheitskrise sind der gesellschafts- und wirtschaftspolitische Wandel enorm. In diesem Sinne freut es uns, dass wir auch heuer wieder viele spannende Denkanstöße vermitteln können und sich das Adlerforum als anerkanntes Format etabliert hat.“
Klimaschutz mit Hausverstand
Magnus Brunner, österreichischer Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, betonte gleich in seiner Begrüßung, dass das Thema Klimaschutz eine der zentralsten Aufgaben unserer Generation sei und es jetzt gelte loszulegen, damit die Klimaziele 2030 erreicht werden können. „Mir geht es darum, Klimapolitik intelligent zu gestalten und die Energiewende innovativ anzugehen. Mein Zugang dabei ist die ökosoziale Marktwirtschaft: Zuerst müssen wir das Geld erwirtschaften, das in den sozialen Ausgleich und ökologische Maßnahmen investiert werden kann. Ohne die erste Säule, also eine erfolgreiche Marktwirtschaft mit Gewinnen, funktioniert es nicht“, so Brunner.
Rezepte für "Neues Arbeiten" und Ökologie im Einklang mit Ökonomie
In einem Expertengespräch skizzierten anschließend Lena Glaser (Geschäftsführerin Basically Innovative und Expertin für Neues Arbeiten) und Andreas Tschas (CEO und Co-Founder Glacier), wie Konsumenten und Mitarbeiter langfristig begeistert werden können. Das verändert den Arbeitsmarkt, drängt die Ökonomie in ihre Ökologisierung und erhöht den Innovationsdruck auf Unternehmer. Glaser führte in ihren Statements aus, dass es gerade für junge Arbeitnehmer wichtig sei, einer sinnvollen Arbeit nachgehen zu können und gleichzeitig eine gewisse Flexibilität am Arbeitsplatz zu erleben. „Wir wollen nicht nur arbeiten, sondern auch Zeit für unsere Familie, Freunde, ehrenamtliche Arbeit, aber auch für Klimaschutz und soziales Engagement haben“, beschreibt Glaser die Sehnsüchte der Millenials. Für ihre Generation sei Zeit das wichtigste Statussymbol.
Tschas betonte in seinen Ausführungen, dass er kein Fan von einem Schwarz-Weiß-Denken sei bzw. alles zu verbieten und nichts mehr zuzulassen nicht die Lösung zur Bewältigung der Klimakrise sei. Gleichzeitig brauche es aber eine Bewusstseinsänderung. So gelte es in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden, denn es sei „5 nach 12“. „Bei den Unternehmen, die wir beraten, spüren wir, dass das Thema bei den Mitarbeitern heute viel präsenter geworden ist und diese nachfragen, was im eigenen Betrieb in Sachen Klimaschutz tatsächlich unternommen wird“, erzählte Tschas aus seinen beraterischen Erfahrungen. Sein Credo lautet: Es braucht jetzt die Transformation zum Klimaschutz. Der Druck und die Erwartungshaltung steige jedenfalls für alle Branchen exponentiell. „Das Thema Klimaschutz gehört in die DNA jedes Unternehmens“, so Tschas.
Diskussions-Panel zu Klimaschutz und Fachkräftemangel
In der folgenden Podiumsdiskussion reflektierten Sepp Schellhorn (Unternehmer und Gastronm), Staatssekretär Magnus Brunner und Karl Christian Handl (Geschäftsführender Gesellschafter Handl Tyrol) die eingebrachten Expertenvorschläge und diskutierten über Herausforderungen und Lösungsansätze rund um die Themen Arbeitskräftemangel und Klimaschutz im Einklang mit Wettbewerbsfähigkeit. Gerade die Probleme am Arbeitsmarkt wurden von Unternehmer Sepp Schellhorn deutlich angesprochen: „Fakt ist, dass die Besteuerung des Faktors Arbeit in Österreich viel zu hoch ist. Und wir müssen neue Arbeitswelten schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.“ In eine ähnliche Kerbe schlug Karl Christian Handl – auch für ihn bestehe kein Zweifel, dass sich das System verändern müsse, er hob aber zugleich die Bedeutung des Leistungsprinzips hervor: „Alte Weisheiten bleiben wahr. Mit wenig Leistung viel zu bekommen, hat noch nie funktioniert.“
Staatssekretär Brunner unterstrich in der Diskussion notwendige Maßnahmen, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und Klimaziele zu erreichen. „Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren in Österreich – das ist wichtig für den Klimaschutz, unseren Wirtschaftsstandort und für mehr Arbeitsplätze. Unsere Ziele erreichen wir nur mit mehr Photovoltaik, mehr Biomasse, mehr Windanlagen und mehr Sonnenenergie – dafür braucht unser Land rasch die notwendige Infrastruktur. Klar ist: Nur mit Investitionen, Innovationen und Zusammenarbeit erreichen wir unsere ambitionierten Klimaziele.“
„Seit 1970 befindet sich die Menschheit in einem fatalen Nickerchen“
Im Anschluss hielt der Wirtschaftsphilosoph Anders Indset eine Keynote mit den Thesen aus seinem gerade erschienenen Buch „Das infizierte Denken“. Dabei hielt Indset fest, dass wir Menschen in eine gewisse Bequemlichkeitsfalle geraten seien und es jetzt gelte, diese wieder zu verlassen und wieder aktiv zu werden. „Es geht nicht um das Streben nach Sinn, sondern um die Sinngebung und das, was wir mit unserem Leben machen. Das Fundament darin steckt, dass wir uns wieder trauen, Fehler zu machen und wir an das Positive im Menschen glauben“, formulierte Indset den Start in Richtung neue Mentalität. Der gebürtige Norweger stellte mit seinem begeisternden Auftritt unter Beweis, weshalb er aktuell einer der meistgefragten Keynote-Speaker in Europa ist und als vertrauter Sparringspartner von internationalen CEOs gilt.
6. Tiroler Adler Forum 2022 bereits fixiert
Die verschiedenen Sichtweisen und unterschiedlichen Herangehensweisen boten den Zuhörern ein breites Repertoire an Lösungssätzen, von denen der ein oder andere Wirtschaftstreibende Ideen für den eigenen Betrieb mitnehmen konnte. „Es ist uns einmal mehr gelungen, einen abwechslungsreichen Diskurs zu den zwei brandaktuellen Themen „Arbeitskräftemangel“ und „Klimaschutz“ zu starten. Ziel des Tiroler Adler Forums ist es seit jeher, als Ideenschmiede unseren Beitrag zu leisten, um möglichst gute Rahmenbedingungen für die Tiroler Wirtschaft zu schaffen“, so Ingeborg Freudenthaler, Sprecherin der Tiroler Adler Runde. Diesen Maßstab setzen sich die Organisatoren jedenfalls auch für das 6. Tiroler Adler Forum, das auch 2022 wieder stattfinden soll.
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