Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Österreich gibt laut Agenda Austria rund 5,7 % des BIP für Verwaltung aus – im Vergleich dazu die Niederlande 3,6 %, die Schweiz 4,2 %. Laut IMD World Competitiveness Ranking 2024 liegt Österreich bei der „Government Efficiency“ auf Rang 40 von 67, bei der „Tax Policy“ sogar nur auf Rang 64.
„Wir verwalten uns zu Tode. Klein- und Mittelunternehmen verbringen jährlich bis zu 250 Stunden mit bürokratischen Vorgaben – das sind fast zwei Monate Arbeitszeit und Milliardenkosten, die Innovation und Wachstum verhindern“, erklärt Karl Christian Handl, Präsident der Tiroler Adler Runde. Trotz eines umfassenden Forderungskatalogs und intensivem Dialog mit der Landespolitik bleibe die tatsächliche Entlastung für Unternehmen aus. Viele Initiativen seien angekündigt, aber der Reformstau halte an. Die größten Bremsklötze liegen beim Bund: Gewerberecht, komplexe Genehmigungsverfahren und fehlende Digitalisierung sind Aufgaben, die in Wien entschieden werden. „Der Mut zu echten Reformen fehlt oft – die Umsetzung bleibt schleppend und wird durch Zuständigkeitswirrwarr und politische Kompromisse gebremst. Gleichzeitig sehen wir die Bemühungen des Landes, insbesondere von Landeshauptmann Anton Mattle, mehr unternehmerische Freiheit und weniger Bürokratie zu ermöglichen, als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Wir fordern klare Beschlüsse zum ,Wie‘ und ,Wann‘ der Entbürokratisierung“, so Handl.
Forderungen und Lösungsvorschläge
Die Adler Runde hat bereits im Frühjahr konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, darunter die Einführung eines digitalen „One-Stop-Shop“-Systems für Verwaltungsdienstleistungen, Praxis-Checks für Gesetzesfolgen und die systematische Reduzierung von Dokumentationspflichten.
„Wir stehen für Gründergeist, Weitblick und eine tiefe Verbundenheit mit Tirol. Unser Anspruch ist es, Brücken zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu bauen und die besten Lösungen für den Standort zu finden. Entbürokratisierung ist kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung für Wohlstand und Zukunftsfähigkeit – das muss jetzt auch in Wien ankommen“, betont Klaus Mark, Sprecher der Tiroler Adler Runde.
Internationaler Blick: Argentinien als Beispiel
Ein Blick nach Argentinien zeigt, was möglich ist: Präsident Javier Milei hat in den ersten Wochen seiner Amtszeit die Zahl der Ministerien von 18 auf 9 halbiert und 36.000 staatliche Stellen abgebaut. Die Staatsausgaben wurden inflationsbereinigt um 29 % gesenkt. Nach einer schweren Rezession verzeichnete Argentinien im dritten Trimester 2024 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 %, für 2025 werden 5 % prognostiziert.
„Javier Milei beweist, dass konsequenter Bürokratieabbau und Deregulierung eine echte Befreiungsbewegung für Wirtschaft und Gesellschaft sein können. Die Erfahrungen aus Argentinien zeigen: Je weniger der Staat den Alltag der Bürger und Unternehmenden mit Vorschriften und Formularen bestimmt, desto mehr Raum entsteht für Innovation, Wachstum und gesellschaftlichen Wohlstand“, fasst der Ökonom Philipp Bagus zusammen.
Tiroler Adler Forum als Diskussionsplattform für Reformen
Beim abendlichen Tiroler Adler Forum am 23. September 2025 diskutieren führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – darunter Sepp Schellhorn, Staatssekretär für Deregulierung – die Bürokratie in Österreich. Unter dem Motto „Bürokratie am Pranger: Braucht Österreich die Kettensäge?“ steht die Frage im Fokus, wie mutige Schritte und klare Entscheidungen wirtschaftliche Entlastung bringen könnten. „Das Forum will Impulse setzen, um den Weg für einen echten Kurswechsel und mehr Zukunftsfähigkeit freizumachen. Österreich sollte den Mut aufbringen, diesen Weg entschlossener zu gehen“, so Handl.
Über die Tiroler Adler Runde
Die Tiroler Adler Runde ist eine politisch unabhängige Plattform namhafter Unternehmerpersönlichkeiten aus unterschiedlichen Branchen. Sie verbindet Gründergeist, Weitblick und eine tiefe Verbundenheit mit ihrer Tiroler Heimat. Die Runde versteht sich als eine impulsgebende Ideenschmiede, mit dem klaren Ziel, bestmögliche Rahmenbedingungen für eine starke Tiroler Wirtschaft im Einklang mit nachhaltigen Werten zu schaffen. Die Mitglieder pflegen einen stetigen und offenen Austausch hinsichtlich gegenwärtiger und zukünftiger Entwicklungen und Herausforderungen unter Miteinbeziehung gesellschaftlich relevanter Bereiche und Institutionen.
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